Parität Franken – Euro / Konsequenzen für Grenzgänger
Boris Ziegler

Wie jeder Grenzgänger bemerkte wurde seitens der SNB der Wechselkurs des Schweizer Frankens mit dem Euro ab dem 15. Jänner nicht mehr bei 1.20 verteidigt wie die letzten Jahre über. Innert Minuten kam es zu massiven Verwerfungen an den Devisen-  und Aktienmärkten. Aktuell verweilt der Franken nun stabil bei einer Parität zum Euro.

Was heisst dies für die Grenzgänger?

Grosse Währungsschwankungen sind Gift – eben auch für die Grenzgänger!

De facto erhielten wir innert Minuten eine Lohnerhöhung von ca. 17% Hiervon geht jedoch etwa die Hälfte an die Finanz. Wir empfehlen den Grenzgängern deshalb entweder den zu erwartenden Betrag der Steuernachzahlung für 2015 anzusparen oder aber die Steuervorauszahlungen an das Finanzamt zu erhöhen.

Es ist zudem damit zu rechnen, dass die Schweizer Firmen schmerzhafte Konsequenzen ziehen müssen sobald ihre aktuelle Währungsabsicherung zum Euro ausläuft. Erste Firmen haben bereits Verlautbarungen an das Aktionariat und die Belegschaft avisiert. Da in manchen Branchen die Löhne einen erheblichen Anteil der Kostenstruktur ausmachen, ist dementsprechend auch mittelfristig mit einer Reduktion der Belegschaft zu rechnen. Dies trifft auch Grenzgänger welche ja nicht in der Schweizer Arbeitslosenstatistik auftauchen und wieder ins Sozialsystem ihres Wohnsitzlandes zurückfallen. Das Arbeitslosengeld fällt in Österreich dann oft wesentlich geringer aus als dies in der Schweiz der Fall ist. Die Höchstbemessungsgrundlage beträgt 4230 Euro. Sie erhalten pro Tag dann EUR 48,30 und kommen im Monat auf unter 1500 Euro.  Dementsprechend empfehlen wir den Grenzgängern ihre Fixkosten im Griff zu behalten, damit sie im Falle einer notwendigen Stellensuche über finanzielle Reserven verfügen.

Einige sich wirtschaftsnah gebende Exponenten aus dem nationalkonservativen Lager schlagen vor den Grenzgängern – und nur ihnen! – den Lohn in Euro auszuzahlen. Selbstredend nicht zum Kurs 1:1 was fatal an den Zwangsumtausch in sozialistischen Ländern erinnert.  Dies ist wiederum ein Instrument der Planwirtschaft welches die obigen Exponenten ansonsten verteufeln – es sei denn sie profitieren selbst dabei. Dieselben Personen wiederum warben für die Einwanderungsinitiative und dem darin enthaltenen Inländervorrang. Selbiger wird aber zielsicher ausgehebelt wenn die Grenzgänger über Nacht 20% günstiger als Arbeitnehmer in der Schweiz kommen. Dies wäre Lohndumping und würde Schweizer Arbeitnehmer im eigenen Land massiv benachteiligen, vom Aufkündigen der Sozialpartnerschaft ganz zu schweigen.

Unseres Wissens nach betreffen Euro-Verträge seit der letzten Krise bereits ca. 500 Grenzgänger in der Schweiz und Liechtenstein. Ein Fall vor dem Kantonsgericht Basel-Land war damals richtungsweisend. Ein Arbeitgeber hatte 6 Grenzgängern eine Änderungskündigung zugestellt und wollte sie zu niedrigeren Eurolöhnen zwingen, welche sie billiger gemacht hätten. Das Kantonsgericht gab den Grenzgängern Recht, da es sich nach OR um eine unzulässige Abwälzung des unternehmerischen Risikos auf die Arbeitnehmer gehandelt hätte. Zudem war auch das Diskriminierungsverbot im Rahmen des Freizügigkeitsabkommens mit der EU tangiert. Wie viele Grenzgänger „freiwillig“ eine Lohnkürzung direkt oder durch Umstellung auf Euro akzeptieren erschliesst sich uns nicht. Statistiken sind hier bis anhin keine zugänglich.

Wir empfehlen den Grenzgängern sich mit obigen Argumenten bewaffnet gegen Sozialneid und eventuelle Forderungen von Arbeitgeberseite zu wappnen.

Wie oben erwähnt – grosse Währungsschwankungen sind Gift – eben auch für die Grenzgänger! (zb)

 

 

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